Orden der Drachenritter Rollenspiel. Dankeschön an Willgard Krause von Pixapay

Der süße Kuss des Todes!

Es ist nun 100 Jahre her, eine lange Zeit im Leben eines Menschen, doch nicht mehr als ein Augenblick im Leben eines Gottes, als die Armee der Untoten unser geliebtes Land heimsuchten.

Ich bin Aragos, einer der letzten Zeitzeugen dieser finsteren Epoche. Zu der damaligen Zeit war ich ein mächtiger und von jedem geachteter Mann, meine Rüstung schimmerte im hellen Sonnenlicht, und blendete meine Feinde. Mein mächtiges Schwert durchbohrte jeden noch so harten Panzer.

Ja, ich erinnere mich als sei es erst gestern geschehen als ich die Gerüchte von Wiederauferstandenen hörte. Diese Ereignisse wiederholten sich immer öfters, und viele mächtige Krieger und Magier kamen in unser Land, um sich dieser Bedrohung anzunehmen. Doch viele von ihnen habe ich nie wieder gesehen, ob sie den Zombies zum Opfer gefallen sind bleibt eine vage Vermutung.

Ich und meine Freunde schlossen uns einer Armee von mächtigen Berserkern an, die ebenfalls gegen die Zombies kämpfen wollten. Uns erschien es nur logisch mit einer Armee aufzubrechen, schließlich dachte auch niemand daran das eine so starke Armee jemals besiegt werden konnte. Unser Anführer war ein kräftig gebauter Mann, mit langen blonden Haaren und einem spitzen Ziegenbart. Sein Gesicht und sein ganzer Körper waren von unzähligen Naben übersät.

Sein Name war Thor, er erzählte mir und meinen Freunden abends am Lagerfeuer immer von wilden Schlachten gegen Oger und riesigen Drachen, die uns ungemein faszinierten. Seine lange Narbe, die quer durch sein Gesicht gezogen war, stammte von einem Höllenhund, berichtete er uns. Nur mit viel Glück gelang es ihm das Biest mit seiner mächtigen Breitaxt zu töten. Thor behandelte mich und meine Freunde wie seine eigenen Söhne. Ob es vielleicht daran liegt, dass er keine Familie hat, weiß ich nicht, aber ich könnte es mir gut vorstellen.

Wir wanderten Tag und Nacht, ständig Richtung Norden, damals wunderte ich mich das wir niemals auf dem Weg gingen, immer ein paar hundert Metern neben dem Weg. Doch die Lösung auf meine Frage erhielt ich am vierten Tag meiner Wanderung. Es war bereits dunkel und der Mond schien sehr hell, so hell, dass ich den Weg gut sehen konnte. Ich hörte ein lautes Stöhnen, und sah wie eine ganze Reihe von Zombies, die den Weg entlang gingen. Doch von dort hinten konnte ich nicht sehr viel erkennen, außer das einige dieser Zombies kaum gerade gehen konnten. Meine große Neugier verleitete mich dazu mir die Sache näher anzusehen, schließlich habe ich noch nie zuvor ein Zombie gesehen. Ich wollte mir die Zombies näher ansehen, vermutlich um dort ein paart Verwandte zu erkennen, die ebenfalls auferstanden sind, ich weiß es aber nicht mehr. Jedenfalls entfernte ich mich unbemerkt von der Gruppe, um mich im Gebüsch nahe der Straße zu verstecken und die Zombies zu beobachten. Dies war mein größter Fehler, den ich je in meinem Leben gemacht hatte.

Unbemerkt versteckte ich mich in einem Busch, der direkt an der Straße lag. Von dort aus hatte ich eine gute Sicht auf die Zombies. Bis zu diesem Augenblick dachte, ich immer Zombies seien völlig verrottet und sehen alles andere als menschlich aus. Ich wollte gerade zurückgehen, als ich hinter mir ein unangenehmes Stöhnen vernahm. Mein Herz schien stehen zu bleiben, langsam drehte ich mich um und sah eine junge Frau. Erleichtert sah ich sie an, sie war wunderschön, sie hatte dunkelblaue Augen und langes blondes Haar. Dazu trug sie nur ein weißes Abendkleid, ich fragte sie, ob sie sich verirrt hatte, doch meine Frage wurde nicht beantwortet. Sie kam näher zu mir, öffnete ihren Mund und wir küssten uns. Es war wunderschön, und ich genoss es in ihr zu sein. Es war, als ob unsere Körper miteinander verschmelzen würden, so ein wunderschönes Gefühl hatte ich bei keinem vorigen Kuss erlebt.

Wir küssten uns fast die ganze Nacht und fingen uns an zu lieben. Irgendwann in der Nacht überkam mich eine Müdigkeit, und ich legte meinen Kopf auf ihren Schoß und schlief behutsam und sicher ein. Als ich dann aufwachte, war es bereits hell und die Sonne schien in mein Gesicht. Ich stand auf und versuchte die Armee wieder einzuholen. Doch es gelang mir nicht, und ich beschloss ins nächstgelegene Dorf zu gehen, um mich dort ein bisschen zu stärken. Und nach 10 km Fußmarsch gelangte ich in das Dorf Thurn. Ich wollte gerade durch das Tor schreiten, doch plötzlich hörte ich die Wache brüllen: "Ein Zombie, Wachen kommt ans Stadttor, dort versucht ein Zombie in unser Dorf einzudringen."

Ich wunderte mich, wen diese Wache als Zombie bezeichnete, schließlich sah ich nur mich am Stadttor. Mir überkam ein böser Gedanke, und ich musste an die letzte Nacht mit dem Mädchen denken. Plötzlich flog mir ein Pfeil eines Bogenschützen entgegen, er traf mich genau in meine Brust, doch spürte ich keinen Schmerz.

Ohne weiter nachzudenken, rannte ich aus dem Dorf und versteckte mich im Wald. Unter einem großen Eichenbaum fand ich ein passendes Versteck für mich, und ich setze mich. Immer wieder musste ich an die letzte Nacht denken, und an das Mädchen, wie wir uns liebten. Die nächsten vier Wochen verbrachte ich mit der Suche nach dem Mädchen, konnte sie aber nicht finden.

Mein Körper wurde immer schwächer und fing langsam an zu verfallen. Ich merkte das mein Ende nahrt, und jede Bewegung viel mehr schwerer. Ich konnte nichts gegen den Zerfall meines Körpers unternehmen, und schon bald begannen meine Konchen zu brechen, und ich viel zu Boden ohne überhaupt etwas dagegen unternehmen zu können.

Es war so, als ob meine Seele in meinem verwesten Körper gefangen gehalten wird. Dies ist schon hundert Jahre her, und mein Körper ist schon längst verfallen, nur ein paar kleine Knochen liegen im Schlamm vergraben. Doch mein Geist und meine Seele leben immer noch in diesem Körper.

Copyright by Matthias Wilkens (1999)